Der Neue auf dem Spielplatz.

Hilfe, Wildtiere machen sich in Häusern und Gärten breit! Steinmarder beschädigen Autos, Waschbären verwüsten Dachböden, Wildschweine graben Spielplätze um und Rehe naschen Rosenknospen: Wildschäden überall – da wird die Jägerschaft zum Ansprechpartner Nummer eins.

Der Ruf nach Jägerinnen oder Jägern wird oftmals laut, wenn Wildtiere menschliche Siedlungen als Lebensraum entdecken. Steinmarder, die Autos beschädigen, Waschbären, die Dachböden verwüsten und den Apfelbaum abernten, oder Wildschweine, die den Sportplatz umgraben, und Rehe, die Rosenknospen im Garten fressen. Spätestens dann sehen viele Menschen die Notwendigkeit der Jagd. Dies geht mit der persönlichen Betroffenheit einher. Bei all diesen Phänomenen handelt es sich um klassische Wildschäden. Der Mensch hat die Umwelt nachhaltig verändert. Er fördert und nutzt fossile Rohstoffe, baut Verkehrswege und Siedlungen oder stellt Elektronik-Artikel her. Dies alles hat Effekte auf Tiere und Pflanzen. 

Wer sich anpasst, gewinnt

Anpassungsfähige Arten wie Wildschwein, Waschbär oder Steinmarder kommen gut mit der vom Menschen gestalteten Landschaft zurecht. Sie vermehren sich prächtig – auch in Siedlungen. Wildschweine könnten ohne Jagd ihren Bestand jedes Jahr nahezu vervierfachen. Wegen des Klimawandels gibt es immer mehr Bucheckern und Eicheln im Wald. Und auf jedem zweiten Feld baut der Mensch Weizen, Mais und Raps an. Das ist energiereiche Nahrung satt für das Wildschwein. Spezialisierte Arten kommen in der Kulturlandschaft nicht so gut zurecht. Dazu gehören beispielsweise Rebhuhn, Hase oder Feldhamster. Ein „natürliches“ Gleichgewicht gibt es in der Kulturlandschaft nicht. Hier greifen Jägerinnen und Jäger für den Artenschutz ein.

Vorbild für schonenden Umgang mit der Natur 

Die Jagd ist ein Vorbild für die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Es werden nur so viele Tiere einer Art entnommen, wie langfristig nachkommen. Artenschutz hat höchste Priorität. Da zum Artenschutz auch die Pflege diverser Lebensräume gehört, steht auch der Naturschutz an erster Stelle. Die internationale Naturschutzbehörde IUCN hat Jagd, wie sie in Deutschland ausgeübt wird, bereits 2000 als eine Form des Naturschutzes anerkannt.

Selbst in Nationalparks wird und muss gejagt werden, weil die Flächen dieser Gebiete für eine „Selbstregulation“ zu klein sind. Dies gilt beispielsweise im Etosha Nationalpark in Namibia, wo die streng kontrollierte Jagd auf den Elefanten erlaubt ist, um den Lebensraum zu erhalten.

Das Märchen vom natürlichen Gleichgewicht

In Ökosystemen gibt es übrigens kein „natürliches“ statisches Gleichgewicht, sondern zyklische Abläufe – also ein Auf und Ab. Viren, Bakterien oder Parasiten können beispielsweise die Bestände von Säugetieren in regelmäßigen Abständen dezimieren. Die möglichen Folgen sind vom Menschen allerdings nicht immer gewollt, deshalb greift er ein. Beispiel Tollwut: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jährlich weltweit etwa 59 000 Menschen daran. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr für den Menschen hat dieser in den späten 1980er Jahren begonnen, heimische Füchse gegen das Virus zu impfen. Seit 2008 gilt Deutschland als tollwutfrei. In der Folge hat sich aber die Fuchspopulation seit den 1990er Jahren vervielfacht. Mit den bekannten negativen Folgen für viele Wiesenbrüter, die zur Beute des Fuchses zählen. Ein anderes Beispiel ist die Afrikanische SchweinepestDie Viruserkrankung ist für den Menschen ungefährlich, kann aber großes Leid bei erkrankten Schweinen verursachen. Finanzielle Schäden in der landwirtschaftlichen Schweinehaltung sind eine weitere Folge. Deshalb ist die Jägerschaft angehalten, möglichst viele Tiere zu erlegen. So wird das Ansteckungsrisiko für Haus- und Wildschweine reduziert. 

 

Wissenschaftliche Quellen

World Health Organization (WHO), Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) und World Organisation for Animal Health (OIE), 2018: Zero by 30: the global strategic plan to end human deaths from dog-mediated rabies by 2030. Online im Internet unter www.oie.int/fileadmin/Home/eng/Media_Center/docs/Zero_by_30_FINAL_online_version.pdf (21.01.2021).