Im Frühjahr kommen Rehe besonders oft unter die Räder. Sie sind die häufigsten Opfer auf Straßen – noch vor Hasen und Kaninchen.
Auf Deutschlands Straßen geschehen die meisten Unfälle mit Rehen in den Frühlingsmonaten April und Mai. Die Häufung ist besonders auffällig bei Rehböcken: Ein Drittel aller jährlich gemeldeten Kollisionen fällt in diesen Zeitraum. In der Morgendämmerung wird es besonders kritisch. Für diese Ergebnisse hat der Deutsche Jagdverband (DJV) über 69.500 Datensätze ausgewertet, die Verkehrsteilnehmer in den Jahren 2018 bis 2023 im Tierfund-Kataster (tierfund-kataster.de) eingetragen haben. Insbesondere auf Straßen in Waldgebieten und entlang der Wald-Feld-Kante ist in den kommenden Wochen Vorsicht angebracht. Angepasste Geschwindigkeit kann Leben retten: Der Bremsweg verkürzt sich bei Tempo 80 statt 100 bereits um 25 Meter.
Pflanzenfresser werden aktiver
Ein Grund für das erhöhte Wildunfallrisiko ist menschengemacht: die Zeitumstellung. Von einem Tag auf den anderen fällt dann der Berufsverkehr wieder in die Hauptverkehrszeit vieler Wildtiere – die Dämmerung. Nach den kargen Wintermonaten sind insbesondere Pflanzenfresser wie das Reh verstärkt auf der Suche nach frischem Grün und queren häufiger Straßen. Zudem spielen bei den Rehböcken die Hormone verrückt: Im Frühjahr verteidigen sie ihr Revier gegen Kontrahenten und vertreiben geschlechtsreife 1-jährige Böcke.
Reh ist häufigstes Verkehrsopfer
Das Reh führt übers Jahr gesehen die Liste der häufigsten Verkehrsopfer an: 53 Prozent der Wildunfälle entfallen auf die kleine Hirschart, wie Zahlen aus dem Tierfund-Kataster zeigen. Hase und Kaninchen liegen mit 11 Prozent auf Platz 2, gefolgt von Marderhund, Waschbär und Fuchs mit 9 Prozent.
Tierfund-Kataster: Zahlen und Fakten
Über 30.900 Nutzen haben schon mehr als 161.900 Tierfunde gemeldet – von unterwegs mit der zugehörigen App. Diese ist kostenlos für Android und iPhone erhältlich. Um Unfallschwerpunkte zu erkennen und zu entschärfen, werten Wissenschaftler die gesammelten Daten aus. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Landesjagdverband Schleswig-Holstein haben das Tierfund-Kataster 2011 ins Leben gerufen. Der DJV hat das Projekt 2016 auf ganz Deutschland ausgeweitet.