20.6.2022

Rotwild in der Inzuchtfalle

Quelle: Rolfes/DJV

Quelle: Rolfes/DJV

Forscher untersuchten über 1.000 Rothirschproben aus Deutschland. Ergebnisse zeigen erschreckend hohen Inzuchtwert. Ursache sind Straßen, Siedlungen und rotwildfreie Gebiete. Vernetzung von Lebensräumen ist dabei ein wichtiger Lösungsansatz.

Forscher der Universität Göttingen werteten 1.110 Proben von 34 Rothirschvorkommen in Deutschland aus. Ergebnis: Nur zwei Vorkommen erreichen eine genetisch-effektive Populationsgröße, die langfristig vor Inzucht schützt. Fast alle untersuchten Vorkommen sind voneinander isoliert. Der Inzuchtwert ist so hoch wie bei Verpaarungen zwischen Halbgeschwistern oder Eltern-Kind-Verpaarungen zu erwarten ist. Ursache ist die fehlende Vernetzung der Lebensräume. Straßen, Siedlungen und rotwildfreie Gebiete verhindern, dass Tier wandern können - und damit den genetischen Austausch. Laut Studie sind behördlich festgelegte Areale ein besonders hohes Hindernis. Ein ausreichender Genfluss liegt lediglich im Norden und Nordosten Deutschlands vor. Also dort, wo es keine rotwildfreien Gebiete gibt. Laut Forschern ist der mittlere Inzuchtwert in Deutschland aktuell sogar schlechter als auf der schottischen Insel Rum. Das wirkt sich negativ auf Fitness und Gesundheit der Tiere aus. Laut DJV sind Unterkieferverkürzungen bereits jetzt in Schleswig-Holstein und Hessen zu erkennen. Wanderkorridore, Querungshilfen und Aufgabe rotwildfreier Gebiete sind wichtige Lösungsansätze, die der DJV fordert.

Weitere Informationen zur Thematik sind im YouTube-Video zu finden.