Aktuelle Monitoringdaten: Vorkommen bundesweit in über zwei Dritteln der Reviere, lokal über 90 Prozent. Auf dem Speiseplan stehen auch seltene Amphibien.
Es gibt immer mehr Waschbären in Deutschland: Im Jahr 2023 haben mehr als zwei Drittel der Jagdreviere Vorkommen gemeldet – deutlich mehr als noch 2011. Diese Ergebnisse veröffentlichte der Deutsche Jagdverband (DJV) nach Auswertung der Flächendeckenden Erfassung 2023. Dafür haben die Landesjagdverbände Daten aus insgesamt 24.084 Revieren zur Verfügung gestellt – das entspricht 38 Prozent der land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen Deutschlands. Das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) ist damit das umfangreichste Monitoringprogramm der Jägerschaft für Säugetiere wie den Waschbären. Für das Management solcher invasiven gebietsfremden Arten ist insbesondere die Jagd wichtig.
Hotspots in Ostdeutschland und Hessen
Verbreitungsschwerpunkte hat der Waschbär in den nordöstlichen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie in Hessen. Dort haben 2023 über 90 Prozent der teilnehmenden Reviere sein Vorkommen gemeldet, wie WILD-Daten zeigen. Der Kleinbär breitet sich weiter nach Südwesten aus. An der nordwestlichen Grenze Deutschlands und im Süden gibt es dagegen Lücken. In Baden-Württemberg ist die Bestandsentwicklung besonders dynamisch: Die Zahl der teilnehmenden Reviere mit Waschbärvorkommen hat sich dort laut Flächendeckender Erfassung von 2011 (14 Prozent) bis 2023 (51 Prozent) nahezu vervierfacht.
Waschbär überholt Rotfuchs in Jagdstatistik
Dort, wo es besonders viele Waschbären gibt, hat die Art den heimischen Rotfuchs in der Jagdstatistik hinter sich gelassen. Bundesweit ist die Zahl 2023 auf über 200.000 Tiere geklettert – eine Verdreifachung seit 2011. WILD-Daten belegen, dass für die Eindämmung der invasiven Art aus Nordamerika die Fangjagd besonders wichtig ist: Jägerinnen und Jäger erbeuteten 40 Prozent der Waschbären mit Fallen.
Biologische Vielfalt weltweit durch invasive gebietsfremde Arten bedroht
Wissenschaftliche Erkenntnisse der Goethe-Universität Frankfurt zeigen, dass der Waschbär sich während der anstehenden Paarungszeit von Amphibien auf Frösche, Kröten oder Molche spezialisiert. Das kann bis zu deren lokalem Aussterben führen. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES hat bereits 2023 darauf hingewiesen, dass invasive gebietsfremde Arten wie der Waschbär die biologische Vielfalt weltweit bedrohen. Die globalen Kosten für die negativen Auswirkungen sowie die Prävention und das Management invasiver gebietsfremder Arten sind hoch: Allein im Jahr 2019 beliefen sie sich auf über 423 Milliarden US-Dollar – und vervierfachen sich alle 10 Jahre.